Samstag, 18. Dezember 2010

When the wind blows


Ein gezeichneter Film zum Atomkrieg, 1986 gedreht von Jimmy T. Murakami, die Musik hat Roger Waters geschrieben, den Titelsong singt David Bowie. Die Geschichte basiert auf dem Comic Strahlende Zeiten von Raymond Briggs und thematisiert die Folgen einer Atomexplosion auf die Bevölkerung.

Ein älteres englisches Ehepaar liest in der Zeitung, sieht im Fernsehen, dass es zu einem präventiven Atomschlag kommen wird und baut sich einen Schutzraum. Sie leben auf dem Land, sind kleinbürgerlich und wirklich nett. Ihre Vorstellungen vom Krieg speisen sich aus ihren Kindererlebnissen im Zweiten Weltkrieg und sind eigentlich recht romantisch und wärmend. Die Leute damals halfen sich gegenseitig, es gab ein Gefühl von Gemeinschaft, sie haben überlebt. 
Der Bau des sicheren Kellers wird mit allem Ernst des Heimwerkers betrieben, die Fenster weiss streichen, Türen sichern, Essbares für 14 (vierzehn!) Tage lagern, etc.
(Können die DDR-geprägten unter euch, sich noch an den Wehrkundeunterricht erinnern. Was zu tun sei im Falle eines Atomschlags? Der FDJ-Leiter lag mit durch Regen feucht gewordene Platzpatronen im Gebüsch und deutete durch pfft! pfft! die Atombombenexplosion an, wir mussten uns in die Richtung der Bombe auf den Boden werfen, manche der Mädchen in Rock und Hackenschuhen, weil wir dann in den Schirm des Atompilzes hineinfallen würden und der Strahlung nicht ausgesetzt wären. "Der Atomschlag kann dich zu Hause, in der Schule oder in der Freizeit treffen." So ungefähr lautete der erste Satz im Wehrkundebuch. Es folgten sehr präzise Anweisungen für das Verhalten im Ernstfall: Die Kleidung durch Eintauchen in Wasser mit Obermangansaurem Kali strahlenabweisend machen, sich eine Schutzmaske mit Hilfe der Personalausweishülle bauen, einen Eimer mit Deckel (Da gab es eine Zeichnung!) beschaffen, als Notklo für den Keller und ähnlicher Irrsinn. Billy Joel beschreibt ähnliche Dinge in den USA in "Leningrad". In den 70ern stand an einer Hauswand in Ostberlin mannshoch in weisser Schrift: "Wir fordern eine Welt ohne Atome!" Solche Dinge auf der Bühne, ganz lustig, aber ein bischen fett, oder?)
Zurück zum Film, der FEIND schägt zu, die beiden gehen in ihren Keller und wundern sich, als sie beginnen sich 'unpäßlich' zu fühlen. Sie sterben an Strahlenkrankheit, ganz langsam, ohne wirklich zu verstehen warum. Ich habe selten so herznah das Ausgeliefertsein von einfachen Menschen (Ich weiss, dass dies eine mißtrauenerweckender Begriff ist, aber hier trifft er zu.) den politischen Ereignissen gegenüber realisiert. Ein Zeichentrickfilm über die Apokalypse, ohne Reiter und Heuschrecken und er reisst einem am Herzen.




Die Originalversion gibt es in 8 Kapiteln auf youtube, die deutsche als DVD unter dem Titel "Wenn der Wind weht".

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