Dienstag, 4. Januar 2011

Theater ist sexy


Theater ist sexy:
wenn die Spieler wissen, was sie tun und nicht mehr tun, als sie wissen.
wenn der Zuschauer nicht zum Mitfühlen gezwungen wird. Auch die schickste Vergewaltigung, bleibt eine Vergewaltigung.
wenn der Regisseur leidenschaftlich genug ist, um alles zu wagen und klug genug, um Gewagtheit als eitle Petitesse zu erkennen.
wenn das Stück mehr ist als eine Meinungsäußerung und mich überrascht, ohne mich zu übervorteilen.
wenn die Poesie stärker ist als die ästhetische Absicht. 
wenn ich irgendwann, vielleicht sogar ohne es zu wissen, einen Satz zitieren werde.
wenn geschwitzt wird.
wenn ich lachen muss und nicht genug Zeit habe zu lachen, weil ich nichts verpassen will.
wenn ich weinen kann und so weiss, dass ich nicht der einzige Idiot auf der Welt bin.
wenn ich mich richtig ärgere. Und diesen Ärger nach Stückschluss stundenlang wegdiskutieren muss.
wenn es schön ist und alles doch nicht ganz passt.
wenn ich mich in einen Spieler für einen Abend verliebe.
wenn ich danach nicht sprechen kann.
wenn die Leute das Theater wacher verlassen, als sie es betreten haben.
wenn ich wenigstens einmal staune.
wenn meine Erwartungen nicht erfüllt werden.
wenn der alte Theaterzauber mich doch wieder erwischt.
wenn ich mitzaubern darf.

1 Kommentar:

  1. Alexander Höchst4. Januar 2011 um 11:21

    ...dann ist es einer dieser seltenen Glücksmomente, die ich nicht festhalten muss, denn sie brennen sich mit Zauberhand wie ein scharfes Schwert von selbst in mein Herz, geben mir eine leuchtende Aura und ich durchwandere das Gebirge mit funkelnden Augen und Siebenmeilenstiefeln an den Füßen!

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