Montag, 5. September 2011

Kalide - 1848

Theodor Kalide (1801-1863) war ein Eisengiesser aus Gleiwitz in Ober-Schlesien. 1819 holte ihn Gottfried Schadow nach Berlin und ließ ihn an der dortigen Eisengiesserei weiter ausbilden. Drei Jahre später wechselte er in das Studio von Christian Daniel Rauch. Nach dessen Entwurf schuf Kalide zum Beispiel 1824 diesen Schlafenden Löwen für das Grab von Scharnhorst auf dem Invalidenfriedhof.

1830 wird er Mitglied der Akademie. Es folgten Pferdestandbilder, Löwen, Könige, das übliche eben.
  1836 - Der Junge mit Schwan, der später auf der Weltausstellung in London ausgezeichnet wurde.



















1848! In der Ausstellung der Berliner Akademie zeigte er die Bacchantin auf dem Panther - Skandal! Ein Betrachter formulierte: Es sei die „unzüchtigste aller Nuditäten“.


Die Bacchantin, möglicherweise Aradne, die sich, nachdem sie von Theseus auf Naxos sitzengelassen worden war, nach einer Version der Sage, Dionysos anschloß, rekelt sich, auf dem Rücken liegend, auf einem Panther. Die rechte Hand, dass kann man nur noch auf der Skizze sehen, da die Skulptur durch Bombeneinwirkung zum Torso wurde, bietet dem Panther eine Schale mit Wein? mit Milch? Ein Panther-Chaiselongue. Eine Einladung!

There was a young lady from Niger,
Who rode with a smile on a tiger,
They cam back from the ride,
With the lady inside,
And the smile on the face of the tiger.


Die Skulptur wurde in den Zeitungs-Berichten über die Akademie-Ausstellung ausgelassen. Das gleiche passierte auf der Londoner Weltausstellung 1851, wo gleichzeitig der Knabe mit Schwan ausgezeichnet wurde.
Kalides Auftragslage verschlechterte sich rapide, bis er sich, so wird berichtet, verbittert nach Gleiwitz zurückzog.


Griechenland

Weiß ist der Marmor,
Doch leuchtet er nicht.
Schlank sind die Säulen,
Doch ragen sie nicht.
Üppige Pracht der Kapitäle (Kapitelle) ist verschwunden.
Zusammengerollt ist das Akanthosblatt,
Ist welk und gefallen,
Mischt verwitternd seinen Staub mit dem des Sockels.
Leer sind die goldnen Schalen,
Ihr Erz führt keine Sprache.
Hebe hat nur Tränen,
Bacchos hat nur Weinlaub,
Schläfrig spielen die Panther mit dem Thyrsos.
Vor Alter zittert Zeus' lockenschweres Haupt,
Poseidon ficht mit seinem Dreizack seltsam in der Luft,
Und Phöbos sieht betrübt nach seiner Sonne;
Der ledigen Pferde Hufe
Trampeln auf strangloser Leier.
Es schlummern die Musen,
Getrennt sind die Grazien.

Doch alle seine Blätter hat der Lorbeer.

Zwischen den Säulen steht dort ein Lorbeer,
Starkstämmig, kurzstämmig, großkronig und breit.

An den Säulen herab, in ihnen wurzelnd.
Laufen die dornigen Ranken,
Spielt das flimmernde Laub
Der Pflanze, deren purpurgoldene Rosen
Von den Frauen des Südens geliebt sind.
Vieler Männer Wege gehn an den Säulen vorbei,
Aller Männer Blicke hüten die Rose,
Viele Blüten trägt sie,
Und hochgeborene.
Doch bevor der Tag gekommen,
Ist ihr Blütenflor geteilt.

Doch alle seine Blätter hat der Lorbeer.

Und zum Vergleich, eine andere Dame auf Raubkatze, Heinrich Dannecker 1812-1814 "Ariadne auf einem Panther". Der Blick der Frau schweift, der Panther scheint nicht sehr erfreut.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen