Sonntag, 7. Oktober 2012

Billy Collins - Das Ende Der Welt


So wird die Welt zugrunde gehen
So wird die Welt zugrunde gehen
So wird die Welt zugrunde gehen
Nicht mit einem Knall sondern einem Wimmern
This is the way the world ends
This is the way the world ends
This is the way the world ends
Not with a bang but a whimper.


T.S. Elliot The Hollow Men - Die Hohlen Männer

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------

DAS ENDE DER WELT

Ein Thema so tiefgründig, dass mein Gefühl sagt, ich sollte
unterwasser sein, um angemessen darüber nachzudenken.
In der bekanntesten Version explodiert der Himmel
und Reiter galoppieren aus flammenden Wolken,
fahl und blutig, ihre Mäntel bösartig flatternd.
Die bestürzende Poesie der Offenbarung beschreibt
ihre eiserne Brustpanzerung als blau wie Hyazinthen.

Es fällt mir nicht schwer, mir die verdampfenden Ozeane vorzustellen,
wie vergessenes Teewasser, und Olivenhaine, die zu Asche werden.
Ich kann sogar die Räder sehen, die sich in anderen Rädern drehen,
die qualmenden Rachen der Öfen, und ein purpurnes Untier
die Hure Babylon tragend. Ich kann die Trompeten der Verkündigung hören
und das Stöhnen derer, die den Tod suchen und ihn nicht finden.

Aber hier, in den stillen Begrenzungen dieses Raumes,
denke ich, dass das Ende weniger melodramatisch seien könnte.
 Möglicherweise wird eine schwarze Plane, eine Art Bootabdeckung,
eines Nachts über das Universum geworfen.
Eine Hand könnte ins Spiel kommen und den Kosmos zu einem Knäuel
zusammenknüllen und in den Papierkorb werfen.
Eine riesige Tür könnte sich schließen. Eine schreckliche Glocke schlagen.
Wir könnten Feuer, Eis, Knall und Wimmern gleichzeitig kriegen.

Aber wer hat die Zeit, sich solche Gräuel vorzustellen,
wenn der Körper der Welt uns so sehr bedrängt
mit dem Gewicht seiner Schönheit, seinen schwindelerregenden Klippen
und Meeresvögeln, seinen geschwungenen Fahrrinnen und dunklen Kiefernwäldern?

Wer könnte sich vorstellen, das all dies aufhört,
außer dem einsamen Schwärmer, den wir uns immer
an einer Straßenecke vorstellen, hager, bärtig, das Schild
schwenkend, das die Nachricht trägt, die er nicht für sich
behalten kann: die letzte Schlagzeile, die endgültige Verkündigung.

War es einstmals genug für ihn, die kleineren Untergänge zu erahnen?
Zu wissen, durch die Art wie sie eines Morgens 
ihr Haar kämmt, dass das Ende der Liebe naht;
zu erkennen, dass die wiederkehrenden Akkorde,
das nahende Ende des Liedes ankündigen;
oder aus der Tönung der Dämmerung zu begreifen,
dass das Ende genau dieses Tages naht,
meine Brüder, und dass der Sommer die Bäume und Wolken
nie wieder genau so geweht werden. 

Jetzt bin ich es, auf dem Fußboden, mein Schild beschriftend,
verkündend, dass das Tageslicht den Himmel verläßt.
Das ist die Botschaft, die ich durch die Gassen der Stadt tragen werde,
meine Augen hohl, wie die der Eingekerkerten, der Schiffbrüchigen.

Bald wird es Abend sein, und eine tiefere Dunkelheit wird sich niedersenken,
genau wie ich es prophezeit habe, und dann, gemäß meiner Warnungen,
werden wir den sternäugigen Messias der Nacht erblicken. 

Billy Collins

 Outside the Metropolitan Opera House, 1943 © Weegee

THE END OF THE WORLD

It is a subject so profound I feel I should
be underwater to think about it properly.
In the most popular version the sky explodes
and horsemen gallop out of the flaming clouds,
pale and bloody, their cloaks flying wickedly.
The disconcerting poetry of Revelations describes
their iron breastplates as being blue as hyacinths.

I have no trouble imagining the oceans boiling away
like forgotten tea water and olive groves turning to ash.
I can even see the wheels revolving within wheels,
the mouths of furnaces, and a scarlet beast carrying
the whore of Babylon. I can hear the annunciatory trumpets
and the groans of those who seek death and find it not.

But here in the calm latitudes of this room
I am thinking that the end could be less operatic.
Maybe a black tarpaulin, a kind of boat cover,
could be lowered over the universe one night.
A hand could enter the picture and crumple the cosmos
into a ball of paper and hook it into a waste basket.
A gigantic door might close. A horrible bell could ring.
We could have fire, ice, bang and whimper all at once.

But who has the time to consider such horrors
when the world's body keeps pressing up against us
with the weight of its beauty, its dizzying sea cliffs
and coasting birds, its rolling fairways and deep pine woods?

Who could imagine all this coming to an end
but the lone visionary we always picture
on a street corner, gaunt, bearded, holding up
the sign that bears the news he cannot keep
to himself: the last headline, the final announcement.

Was it once enough for him to sense the smaller endings?
To know from the way someone combs her hair
one morning that the end of love is near;
to tell by the way the chords make the turn for home
that the end of the song is fast approaching;
or to realize by the tone of afternoono light
that the end of this very day is at hand,
my brethren, and that the summer trees and clouds
will never be blown quite the same way again.

Now it is me down on the floor lettering my sign,
proclaiming that daylight is draining out of the sky.
This is the message I will carry down the gauntlets of the city,
my eyes hollow like those of the dungeoned, the shipwrecked.
 
Soon it will be evening, and a fuller darkness will descend,
just as I have prophesied, and then, according to my warnings,
we will behold the starry-eyed messiah of the night.

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen