Sonntag, 2. Februar 2014

Stillleben - Zurbaran



StillLeben

Francisco de Zurbarán

1633

1636

Stilleben

Wenn alles abgeblättert daliegt
Gedanken, Stimmungen, Duette
abgeschilfert – hautlos daliegt,
kein Stanniol- und das Abgehäutete
− alle Felle fortgeschwommen −
blutiger Bindehaut ins Stumme äugt −:
was ist das?


Die Frage der Fragen! Aber kein
Besinnlicher
fragt sie mehr −
Renaissancereminiszenzen,
Barocküberladungen,
Schloßmuseen −


nur keine weiteren Bohrungen,
doch kein Grundwasser,
die Brunnen dunkel,
die Stile erschöpft −


die Zeit hat etwas Stilles bekommen,
die Stunde atmet,
über einem Krug,
es ist spät, die Schläge verteilt
noch ein wenig Clinch und Halten,
Gong – ich verschenke die Welt
wem sie genügt, soll sich erfreun:


der Spieler soll nicht ernst werden
der Trinker nicht in die Gobi gehn,
auch eine Dame mit Augenglas
erhebt Anspruch auf ihr Glück:
sie soll es haben −


still ruht der See,
vergißmeinnichtumsäumt,
und die Ottern lachen.


Gottfried Benn

1640
 

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