Mittwoch, 4. Juni 2014

Sprache kaputt machen


    RADEBRECHEN

      ich radebreche
      du radebrechst
      er, sie, es radebrecht
      wir radebrechen
      ihr radebrecht
      sie radebrechen
      Partizip 2: geradebrecht


      Der Begriff Radebrechen wird von der mittelalterlichen Folter- und Tötungsmethode 
      des Räderns hergeleitet. Im übertragenen Sinne steht radebrechen für quälen, 
      misshandeln. Seit dem 17. Jahrhundert steht radebrechen für das Quälen einer 
      Sprache.
        Wiki

      Obwohl mit dem unregelmäßig gebeugten Verb "brechen" verwandt, hat radebrechen 

      als feste Fügung einen anderen Konjugationsweg eingeschlagen. 
        Bastian Sick - Zwiebelfisch

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DER BÖSE REIM

Da sitzt er, der braune Dichterheld,
und tut sich den Kopf zerbrechen:
man hat ihm ein Gedicht bestellt,
er sucht nach Reimen auf „Tschechen“.
Doch wie er auch sucht und schiebt und zieht,
es bleibt beim Radebrechen.
Man will ein Sieges- und Friedenslied –
doch er findet nur immer „Verbrechen“!
Er findet „erfrechen“ und „sprechen“ dann,
doch wen kann er damit „bestechen“?
Was fängt er gar mit „Versprechen“ an,
wenn die Herren die Versprechen – brechen!
Das gibt keinen Sieges- und Friedenssang,
zu groß sind die eigenen Gebrechen!
Es langt nur zu einem Landsknechtssang,
mit „zechen“, „stechen“ und – „blechen“!
Mit „ä“ versucht ers – doch wieder umsonst,
Was macht er mit „Tränenbächen“?
Hier scheitert des Reimeschmieds ganze Konst,
Es klingt nach „Schwächen“ und „schwächen“.
Es hilft nichts! Die Reime verheißen den Tag,
an dem die Tschechen, die „frechen“,
zu Paaren treiben das braune Pack,
und seis auch mit Sensen und Rechen!
Die deutsche Sprache kündet es an:
Das tapfere Volk der Tschechen
wird die Schmach, die jetzt ihm angetan,
rächen, rächen, rächen!

      Alfred Kurella
      geboren 1895, Kommunist, Mitglied des ZK, Vizepräsident der Akademie der Künste 
      der DDR, veröffentlichte dieses Gedicht am 2. April 1939 in der „Deutschen 
      Volkszeitung Paris.
        Die Zeit
 

      http://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%A4dern
      
      Oder wie wäre es mit:

    KAUDERWELSCHEN

      ich kauderwelsche
      du kauderwelschst
      er, sie, es kauderwelscht
      wir kauderwelschen
      ihr kauderwelscht
      sie kauderwelschen
      Partizip 2: gekauderwelscht

      Seit dem 15. Jahrhundert ist das Wort bekannt, seine Etymologie ist allerdings 
      unklar.

      Welsch
      ist eine alte deutsche Bezeichnung für die romanischen Sprachen und ihre Sprecher, 
      die sich in geographischen Bezeichnungen wie Welschschweiz, Wallonien, Walachei
      oder Wales findet.
       Wiki

      Kauder
      stammt eventuell von kaudern „Zwischenhandel treiben, makeln“, so dass 
      ursprünglich das „Welsch“ italienischer Händler und Geldwechsler oder allgemeiner 
      die Geheimsprache (Rotwelsch) fahrender Händler und Hausierer gemeint wäre.
       Kluge

      Es könnte aber auch vom lautmalerischen kaudern (dazu: die Kodderschnauze) mit 
      den Bedeutungen „wie ein Truthahn kollern“ und „plappern, unverständlich 
      sprechen“ stammen.
       Grimms Wörterbuch

      Luther bezog das Wort auf die Rätoromanen (der Chauderwelschen oder Churwallen 

      kahle Glossen), so dass es ursprünglich die „welsche Sprache der Einwohner von Chur 
      in Graubünden, Churwelsch, Churer-Welsch“ bedeutet und dann die allgemeine 
      Bedeutung „unverständliche Sprache“ angenommen hätte. 

      Es besteht der Zusammenhang zu Chur darin, dass der Ortsname im Tirolerischem 
      Kauer heisst und demzufolge das Wort eigentlich Churromanisch bedeuten würde.
      Der erste Teil des Wortes gehe zurück auf Frühneuhochdeutsch kūder ‚Werg‘. 
      Zunächst soll der Kauderwelsch dann die abwertende Bezeichnung für den 
      italienischen Flachs- und Werghändler gewesen sein.
       Duden Herkunftswörterbuch

      Und dann wäre da noch:
 
    Verballhornen 

      ich verballhorne
      du verballhornst
      er, sie, es verballhornt
      wir verballhornen
      ihr verballhornt
      sie verballhornen
      Partizip 2: verballhornt

      Im Gegensatz zur üblichen Verwendung der beiden obigen Wörtern, muß derjenige
      der eine Sprache verballhornt,  ihrer außerordentlich gut mächtig sein. Aber in
      seinem Ursprung stammt es auch von fehlerhaftem Gebrauch, von hier allerdings
      gedruckter Sprache, her.

      Nach älteren Ausdrücken wie balhornisieren entstand im 19. Jh. verballhornen
      Die Wörter sind vom Namen des Lübecker Buchdruckers Johann Balhorn dem 
      Jüngeren (†1603) abgeleitet, bei dem eine hochdeutsche Übersetzung des Lübecker 
      Stadtrechts erschien, die sinnentstellende Fehler enthielt. 
       Wiktionary

      Siehe auch:

    Verhohnepiepeln

      Das Wort geht allem Anschein nach auf älteres hohlhippeln, hohnippeln zurück, das  
      ungefähr "lästern" bedeutet. Hohlhippen sind "Hohlwaffeln, zusammengerollte 
      Waffeln". Man vermutet, daß die Hohlhippler oder Hohlhipper Verkäufer von  
      Hohlhippen waren, zwischen denen und ihren Kunden ein Verhältnis des Schmähens 
      bestand. Das Wort bedeutet aber in den Belegen nur "Lästerer", so daß weitere 
      Aufklärung not täte.
        Etymologisches Wörterbuch der Deutschen Sprache 

 

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