Montag, 15. Dezember 2014

Warten auf Godot am Deutschen Theater



Warten auf Godot Schillertheater 1975
Foto: pa/dpa

ESTRAGON:
Charming spot. Inspiring prospects. Let's go.
VLADIMIR:
We can't.
ESTRAGON:
Why not?
VLADIMIR:
We're waiting for Godot.
ESTRAGON:
(despairingly). Ah! (Pause.)

1978, Silvester, aus nicht erinnerbaren Gründen wollte ich unbedingt nach Potsdam zu einer Party. Der Sputnik ist ziemlich leer. Zu Weihnachten hatte mir ein Freund ein Westbuch geschenkt: Warten auf Godot von Samuel Beckett. Leute reagieren merkwürdig, wenn man beim Lesen dauernd laut lacht!

Don't expect this column to explain Samuel Beckett's "Waiting for Godot,"... it is a mystery wrapped in an enigma.  
Brooks Atkinson
 
Samuel Finzi & Wolfram Koch spielen Estragon & Wladimir - auch als Verbeugung vor dem großen Dimiter Gotscheff. Das Stück stimmt, die Spieler stimmen und trotzdem stimmt der Abend nicht. Warum? Warum? Viel Rennen, viel schweres Atmen, wohl wegen des Rennens, viele Etüden, manchmal wunderbare Minuten, dann wieder Auflösung, Ausweichen, Rudern. Wenig Magie, zu wenig Mysterium, aber auch nicht wirklich clownesk. Unentschieden.
Halb. Schade. 
Aber wie wäre dieses Stück heute, überhaupt zu inszenieren, der absurde Postdramatiker in den Zeiten des post-allesmöglichen-Theaters? Keine Ahnung. Aber es ist ein wunderbares, unendliches, herzzerreißendes Stück Theater.
Warten auf Godot 1975 am Schillertheater
Bild: Deutsches Theatermuseum

VLADIMIR:
We can still part, if you think it would be better.
ESTRAGON:
It's not worthwhile now.
Silence.
VLADIMIR:
No, it's not worthwhile now.
Silence.
ESTRAGON:
Well, shall we go?
VLADIMIR:
Yes, let's go.
They do not move.

2 Kommentare:

  1. Das möchte ich auch gern sehen! Zu dem Thema fällt mir immer wieder Hannes Hametners Inszenierung des Stückes ein, in welcher Wladimir und Estragon Juden sind, welche an der Grenze des von Nazis besetzten Frankreichs zum unbesetzten Teil auf ihren Schlepper Godot warten, welcher sie warten lässt und ab und zu ein Kind als Boten schickt, so wie es die Resistance gemacht hat. Da bekam die Absurdität Schlagseite!

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  2. Ich habe als Berliner Teenager - ungefähr zeitgleich zu "Soylent Green" - die legendäre Aufführung im Schiller-Theater unter Becketts eigener Regie gesehen.
    Und ich denke, sie hat mein lebenslanges Interesse und eine gewisse Faszination für Theater erweckt, so merkwürdig ich das Stück damals auch fand.

    Die Inszenierung ist mir noch heute sehr präsent und bleibt auf meiner Top-10-Liste.

    Mehr darüber hier:
    http://www.zeit.de/2006/16/Gesprch

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