Montag, 22. Dezember 2014

Kein Platz in der Herberge - Die Weihnachtsgeschichte



Als kleiner Beitrag zur augenblicklichen Asyldebatte, hier, in Auswahl, eine der grundsätzlichsten Geschichten des christlich geprägten Teils dieser Welt in der Fassung der Lutherbibel in der Fassung von 1912:

Jesaja - Kapitel 9,6
Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf seiner Schulter; er heißt Wunderbar, Rat, Held, Ewig-Vater, Friedefürst


Micha - Kapitel 5,1 
Und du, Bethlehem Efrata, die du klein bist unter den Städten in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist.


Lukas - Kapitel 2
Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, daß alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zu der Zeit, da Cyrenius Landpfleger von Syrien war. Und jedermann ging, daß er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt.
Da machte sich auch auf Joseph aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum daß er von dem Hause und Geschlechte Davids war, auf daß er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe, die ward schwanger. Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, da sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.
Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und siehe, des HERRN Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des HERRN leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr.
Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der HERR, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen. Andre Übersetzung nach besser bezeugter Lesart: "Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens." Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Laßt uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der HERR kundgetan hat. Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Joseph, dazu das Kind in der Krippe liegen. Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. Und alle, vor die es kam, wunderten sich der Rede, die ihnen die Hirten gesagt hatten. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott um alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war. 

 
Matthäus - Kapitel 2 

Da Jesus geboren war zu Bethlehem im jüdischen Lande, zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen die Weisen vom Morgenland nach Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten. 
Da das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm das ganze Jerusalem. Und ließ versammeln alle Hohenpriester und Schriftgelehrten unter dem Volk und erforschte von ihnen, wo Christus sollte geboren werden. Und sie sagten ihm: Zu Bethlehem im jüdischen Lande; denn also steht geschrieben durch den Propheten: "Und du Bethlehem im jüdischen Lande bist mitnichten die kleinste unter den Fürsten Juda's; denn aus dir soll mir kommen der Herzog, der über mein Volk Israel ein HERR sei." 
Da berief Herodes die Weisen heimlich und erlernte mit Fleiß von ihnen, wann der Stern erschienen wäre, und wies sie gen Bethlehem und sprach: Ziehet hin und forschet fleißig nach dem Kindlein; wenn ihr's findet, so sagt mir's wieder, daß ich auch komme und es anbete. Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen hin, bis daß er kam und stand oben über, da das Kindlein war. Da sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe. Und Gott befahl ihnen im Traum, daß sie sich nicht sollten wieder zu Herodes lenken; und sie zogen durch einen anderen Weg wieder in ihr Land.



Die Anbetung der Drei Heiligen Könige
Andrea Mantegna 1431-1506
Die Äthiopier schwören darauf, dass einer der drei heiligen Könige aus ihrem Land kam. Gemäß der Legende, die sich um die heiligen drei Könige gebildet hat, kann es sich nur um Caspar handeln, der auf Bildern als Afrikaner dargestellt ist, er überbringt Myrrhe. Der zweite ist Melchior, der europäische Gesichtszüge trägt, er schenkt Gold. Balthasar ist asiatischer Herkunft und bringt Weihrauch.

Die heiligen drei Könige

Bettelsingen



Wir sind die drei Weisen aus dem Morgenland,
die Sonne, die hat uns so schwarz gebrannt.
Unsere Haut ist schwarz, unsere Seel ist klar,
doch unser Hemd ist besch . . . ganz und gar.
Kyrieeleis.

Der erste, der trägt eine lederne Hos',
der zweite ist gar am A... bloß,
der dritte hat einen spitzigen Hut,
auf dem ein Stern sich drehen tut.
Kyrieeleis.

Der erste, der hat den Kopf voll Grind,
der zweite ist ein unehlich' Kind.
Der dritte nicht Vater, nicht Mutter preist,
ihn zeugte höchstselbst der heilige Geist.
Kyrieeleis.

Der erste hat einen Pfennig gespart,
der zweite hat Läuse in seinem Bart,
der dritte hat noch weniger als nichts,
er steht im Strahl des göttlichen Lichts.
Kyrieeleis.

Wir sind die heiligen drei Könige,
wir haben Wünsche nicht wenige.
Den ersten hungert, den zweiten dürst',
der dritte wünscht sich gebratene Würst.
Kyrieeleis.

Ach, schenkt den armen drei Königen was.
Ein Schöpflöffel aus dem Heringsfaß -
verschimmelt Brot, verfaulter Fisch,
da setzen sie sich noch fröhlich zu Tisch.
Kyrieeleis.

Wir singen einen süßen Gesang
den Weibern auf der Ofenbank.
Wir lassen an einem jeglichen Ort
einen kleinen heiligen König zum Andenken dort.
Kyrieeleis.

Wir geben euch unseren Segen drein,
gemischt aus Kuhdreck und Rosmarein.
Wir danken für Schnaps, wir danken für Bier.
Anders Jahr um die Zeit sind wir wieder hier.
Kyrieeleis.
Klabund
Eine Anbetung von Hieronimus Bosch 

------------------------------------------------------------------------------

Und als Nachspeise speziell für Frau Ö:

Epiphanias


Die heilgen drei König' mit ihrem Stern,
Sie essen, sie trinken, und bezahlen nicht gern:
Sie essen gern, sie trinken gern,
Sie essen, trinken, und bezahlen nicht gern.

Die heilgen drei König' sind kommen allhier,
Es sind ihrer drei und sind nicht ihrer vier;
Und wenn zu dreien der vierte wär',
So wär' ein heilger drei König mehr.

Ich erster bin der weiß' und auch der schön',
Bei Tage solltet ihr erst mich sehn!
Doch ach! mit allen Specerein
Werd' ich sein Tag kein Mädchen mehr erfreun.

Ich aber bin der braun' und bin der lang',
Bekannt bei Weibern wohl und bei Gesang.
Ich bringe Gold statt Specerein,
Da werd' ich überall willkommen seyn.

Ich endlich bin der schwarz' und bin der klein',
Und mag auch wohl einmal recht lustig seyn.
Ich esse gern, ich trinke gern,
Ich esse, trinke und bedanke mich gern.

Die heilgen drei König' sind wohl gesinnt,
Sie suchen die Mutter und das Kind;
Der Joseph fromm sitzt auch dabei,
Der Ochs und Esel liegen auf der Streu.

Wir bringen Myrrhen, wir bringen Gold,
Dem Weihrauch sind die Damen hold;
Und haben wir Wein von gutem Gewächs,
So trinken wir drei so gut als ihrer sechs.

Da wir nun hier schöne Herrn und Fraun,
Aber keine Ochsen und Esel schaun;
So sind wir nicht am rechten Ort,
Und ziehen unseres Weges weiter fort.

Johann Wolfgang von Goethe


4 Kommentare:

  1. Mir fiel dabei - nicht ganz passend - das "Freiheitsgelöbnis", gesendet vom Radiosender RIAS BERLIN, ein:
    https://www.youtube.com/watch?v=aURrrhHS4MY
    „Ich glaube an die Unantastbarkeit und an die Würde jedes einzelnen Menschen.
    Ich glaube, dass allen Menschen von Gott das gleiche Recht auf Freiheit gegeben wurde.
    Ich verspreche, jedem Angriff auf die Freiheit und der Tyrannei Widerstand zu leisten, wo auch immer sie auftreten mögen.“

    Mehr dazu hier:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Freiheitsglocke_in_Berlin#Freiheitsgel.C3.B6bnis

    Wir hörten es immer sonntags um 12h, denn das Glockengeläute kam nach der sonntäglichen Theaterkritik von Friedrich "Fritze" Luft, die meine Eltern immer laut liefen liessen, ein richtiges Ritual.

    Und zwar nach Lufts Schlussformel: "Wie immer – gleiche Zeit, gleiche Stelle, gleiche Welle. Ihr Friedrich Luft.“

    Dieser grosse Berliner Theaterkritiker wäre einen Blogbeitrag wert.
    Man nannte ihn auch die "Stimme der Kritik", nach dem Namen seiner wöchentlichen 15-minutigen Radio-Sendung - sie lief über 44 Jahre bis kurz vor seinem Tod.

    Diese Sendung hat auch meine Theatererfahrungen bereichert und bleibend geprägt, ebenso wie seine Zeitungsbeiträge.

    Mehr zu ihm hier:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Luft

    http://www.deutschlandfunk.de/liebe-zum-sinnlichen-und-poetischen.871.de.html?dram:article_id=127192

    Und genau heute vor 24 Jahren ist er gestorben, am 24.12.1990.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Oh ja. Friedrich Luft gehörte zum Sonntag, und er gehörte zum Radio in Berlin.
      Lustig fand ich, dass - je älter er wurde - sein köperliches Befinden in Relation zur Dauer einer Vorstellung ein Kriterium seiner kritischen Betrachtung wurde.

      Löschen
    2. Liebe Claudia! Erstmal Schöne Weihnacht. Leider ist mein Wissen über Friedrich Luft minimal. Erinnere mich an seine Stimme und den berühmten letzten Satz, aber mehr ist da nicht. Bedauerlicherweise. Da müßtest Du schreiben. Als Gastblogger? Wenn Du Lust hast? Guten Rutsch!

      Löschen
  2. Frohe Feiertage, Johanna.

    Hmmh, viel mehr als meine schon oben genannten eigenen Eindrücke sowie das Wikipedia-Wissen (Biographie Link siehe oben) kann ich eigentlich nicht beitragen.
    Mir blieb seine atemlose Stimme im Gehör, die Vielfalt seiner Wortwahl, manche Einschübe des Berlinischen. Seine Kritiken waren spannend, man war gebannt.

    Mir "vererbt" hat er seine positive Neugier auf Theater. Friedrich Luft machte Lust auf Theater, war wohlwollend, auch wenn manche Inszenierungs-Versuche mal daneben gingen, aber auch ehrlich. Selbst seine negativen Kritiken machten noch Lust auf die Inszenierung, liessen ihr eine Chance.

    Luft war bescheiden, ohne Allüren. Er scheute keine Mühe, um auch zu entlegensten Spielorten zu kommen, und zwar mit öffentlichen Verkehrsmitteln auch im Alter (z.B. die Odysee zu den CCC-Studios in Berlin-Haselhorst zu den Schaubühnen-Inszenierungen von Peter Stein).
    Er kam im Bus zur Premiere oder in die Philharmonie; ich erinnere mich gut an den grossen Mann mit Brille, wie er aus dem Bus steigt.

    Ein gutes Bild von ihm hier:
    http://www.adk.de/de/archiv/news/2011/luft.htm

    Friedrich Luft gehörte zu unseren Sonntagen einfach dazu.
    Vielleicht gehe ich bei meinem nächsten Berlin-Besuch mal zu seinem Grab auf dem Waldfriedhof Dahlem. Auf Wiederhören, Herr Luft!

    Noch ein Link:
    http://www.deutschlandradiokultur.de/suechtig-nach-luft.954.de.html?dram:article_id=146545

    "Heise: Was hat ihn zur Legende gemacht? Denn er war ja so was wie eine Legende. War das sein Redestil oder war das diese Leidenschaft?

    Elitz: Das war sein … Es war einmal seine Grundhaltung, die Leidenschaft fürs Theater, die er gar nicht verbergen konnte, und er hat so atemlos gesprochen, das ist ja eines seiner Markenzeichen gewesen, ...
    Er hat so leidenschaftlich und so atemlos gesprochen, weil das Theater ihn so bewegt hat, es war so aufregend. Da musste man atemlos drüber berichten. Und er hat in einer einfachen Sprache gesprochen. Er war schnoddrig, er hat mit Berliner Witz gesprochen, er war ja ein Berliner Junge aus Berlin-Friedenau, und das hat sich natürlich eingeprägt. Er hat eine Theaterkritik damit begonnen, dass er gesagt hat: Das war heute aber nichts für die Heilsarmee. Oder er hat gesagt: Das war toll, das war knorke – und damit hatte er schon eine Stimmung geschaffen, dass man dann begeistert zugehört hat. ..."

    Für die, die mehr wissen wollen:
    Die Akademie der Künste in Berlin hat ein "Friedrich-Luft-Archiv“ eingerichtet. Es beinhaltet Manuskripte der Kritiken seiner Rundfunksendung „Stimme der Kritik“ sowie eine Sammlung von Lufts Zeitungskritiken und Glossen aus den Jahren 1945 bis 1990, seine Bibliothek und ein Tonbandarchiv mit Mitschnitten seiner Rundfunksendungen aus den Beständen des RIAS.

    Guten Rutsch!

    AntwortenLöschen