Donnerstag, 4. Dezember 2014

William Mortensen - Horrorphotographien in schwarz, weiß, sepia & grau


William Mortensen. 
1897 bis 1965

Mortensen wurde als Sohn dänischer Einwanderer in Utah geboren und arbeitete den Großteil seines Lebens in Hollywood. Seine Schwester war übrigens Fay Wray, die Dame,
die sich im ersten Kong Kong Film schreiend in der Pranke des Riesenaffen rekelt.
Er portraitierte Stars und solche, die es werden wollten und er inszenierte romantisierende, seltsam starre und doch irgendwie erotische Bilder zu Hexerei & Mythologie & Traum. Diese absichtsvolle, sichtbar unnatürliche Art der Bildkomposition, für uns heute nur zu gewohnt, brachte ihm die Anfeindungen seiner gradlinigeren Berufskollegen ein. Ansel Adams, Großmeister der puristischen amerikanischen Landschaftsphotographie, nannte ihn den "Teufel", den "Anti-Christ". Mortensen hat Goyas Schwarze Bilder gründlich studiert, das kann man deutlich sehen. Nicht der Schrecken wird dargestellt, eher die Idee, die Konstruktion des Albtraumes.

  L’Amour 1935

 Der Incubus 1926

Phantasiereise … Auf in den Sabbat 1927

Photographen starren schon lange Zeit mit hypnotischer Konzentration auf dieses mechanisch-optischen Wunder, die Kamera. Laßt sie aufschauen und betrachten, was vor der Kamera ist. Dort wartet das Modell - Mona Lisa in der Person von Mary Jones (Emma Müller). Was werden sie mit ihr anstellen? Es wäre gut, wenn Photographen eine Zeit lang die teure Kamera und ihr wundervolles Innenleben und die eindrucksvolle Ansammlung von Chemikalien unter der Treppe vergessen würden, und sich ausschließlich und definitiv auf das Modell konzentrieren würden. Denn es ist durch das Modell - ob es eine Ziege ist oder eine Herzogin - dass sich Leben in der toten Substanz des Bildes regt.

Photographers have for a long time been gazing with hypnotic absorption at this mechanical-optical marvel, the camera. Let them lift their eyes and consider that which is in front of the camera. There awaits the model - Mona Lisa in the person of Mary Jones. What are they going to do with her? It would be well if photographers could forget for awhile the expensive camera and it's marvelous insides and the impressive array of chemicals in the closet under the stairs, and concentrate solely and definitely on the model. For it is through the model - whether it be a goat or a duchess - that life is made to stir in the dead substance of the picture. -  

William Mortensen - The Model - A Book On The Problems Of Posing 1937 p19.

 Gefesselte Frau mit Mönch


MACBETH Hexenszene 
Karl Kraus 
1922-1930

Alle drei
Schön ist häßlich, häßlich schön.
Wir weichen wie Wolken und Windeswehn.

Erste Hexe
Schwester, sag an, was hast du vollbracht?

Zweite
Hab Säue gewürgt bis in sinkende Nacht.

Dritte
Schwester, was du?

Erste
War auch nicht faul.
Ein Schifferweib hatte Pflaumen im Maul
Und fraß und fraß und wurde nicht satt.
»Will fressen«, sprach ich, »an deiner Statt«
»Pack dich, du Hexe!« die Vettel schreit.
Ihr Mann ist nach Aleppo heut.
Da schwimm ich nach in einemfort
Und geh als Ratte dann an Bord
Ihn plagen, plagen, plagen!

Zweite
Ein gutes Werk!

Dritte
Ein Werk des Heils!

 Nackte Frau mit Dämon


 Ohne Titel 1926
Der übergestreckte Mann ist vielleicht der Photograph selbst.

4 Kommentare:

  1. Meine Güte! Was manche Kerle für einen sexistischen Kitsch im Kopf haben!

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  2. Stichwort "Macbeth":
    Tolle Hexen, lustiger Portier und eine markante Lady Macbeth in der Théâtre du Soleil-Inszenierung der grossen Ariane Mnouchkine, die gerade im Pariser Bois de Vincennes läuft.
    Durch alle Epochen und Länder gehen die Assoziationen.
    Wenn's geht, unbedingt hingehen - noch 31 Vorstellungen!

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  3. Hallo Claudia! Da sind wir einmal nicht einer Meinung, ich war gar nicht froh mit dem Macbeth. Leider. Mehr dazu im heutigen Blog. Irgendwann müssen wir uns mal persönlich treffen. Auf einen Cafe:

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  4. Gerne, Johanna, in Berlin oder Montpellier.
    Ich hatte es bei meinem letzten Berlin-Besuch schon mal angedacht, Sie zu kontakten, aber habe mich dann nicht getraut...

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