Sonntag, 12. April 2015

Stalinismus, Analphabetismus und Sex


SERGEJ MERKUROW
1881 - 1952


Der Bildhauer Sergej Merkurow, armenisch-griechischer Abstammung, 
Direktor des Puschkins Museums in Moskau von 1944 bis 1949, 
Mitglied der KPdSU und der Freimaurerloge der "Vereinten Arbeiter-Brüderschaft", Schüler von Auguste Rodin und Erschaffer der drei 
größten Stalindenkmäler in der UdSSR. Er war auch berühmt für die 
Qualität seiner Totenmasken, und nahm die Gipsabdrücke vieler 
berühmter toter Russen ab, zum Beispiel: Leo Tolstoi, Wladimir Lenin 
und seiner Frau, Maxim Gorky & Wladimir Majakowsky.

Srgej Merkurows Moskauer Stalinstatue mit abgeschlagener Nase.

In Dörfern und in Städten, in Tälern und auf den Bergen,
wo frei über Gipfel der Adler sich schwingt,
von Stalin, dem weisen, dem eignen, geliebten,
ein herrliches Lied voll Begeist’rung erklingt.


Text: M. Injuschkin / Musik: A.W. Alexandrow 


Im Zuge einer Kampagne zur Alphabetisierung der sowjetischen Bevölkerung gestaltete er ein "erotisches" Alphabet:



Venus und Stalin

von Peter Hacks

Sie, ihre Füße badend, trägt kein Kleid,
Das zu durchnässen sie vermeiden müßte.
Sie zeigt dem All in Sommerheiterkeit
Den Hintern und die weltberühmten Brüste.

Er, nebst noch einer Schreibkraft, prüft, erwägt,
Am Saum des Quellbachs hingestreckt, Berichte.
Damit sie Zephir nicht von dannen trägt,
Benutzt er Kieselsteine als Gewichte.

Gelegentlich läßt er das Auge ruhn,
Das väterliche, auf den prallen Lenden
Der Göttin, die versunken in ihr Tun,
Ein Bein gewinkelt hebt mit beiden Händen.

Ein milder Glanz geht, eine stille Pracht
Unwiderstehlich aus von diesem Paar.
Die Liebe und die Sowjetmacht
Sind nur mitsammen darstellbar.




Aus: MERKUROV SERGEI DMITRIEVICH. 
First Edition Moscow-Leningrad: Iskusstvo, 1944



Postkarten: PAVILION der UdSSR 1939 in New York Weltausstellung



1 Kommentar:

  1. Lustig:
    Stell mir grad vor, wie die Muschiks in ihren Hütten auf dem Ofen liegen und sich mit diesem Alphabet vor Augen die Theorie des Marxismus-Leninismus erarbeiten.

    Gar nicht lustig:
    Genosse Merkurow muss in der Zeit der großen Hungersnöte in einer sehr privilegierten und bornierten Kaste gelebt haben.

    Entlarvend:
    Der Stalinismuskitsch von Peter Hacks.

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