Dienstag, 30. Juni 2015

Zweiter Teil: Mount Olympos - Chrysippos - Vergessenwerden


CHRYSIPPOS - Vergessenes Opfer

Ein schöner junger Mann wird von seinem Lehrer vergewaltigt und tötet sich daraufhin.

Der schöne Chrysippos, Sohn des Pelops, wird vom thebanischen König Laios, der ihn im Wagenlenken unterrichtet, und der sich in den Jüngling verliebt hat, vergewaltigt. Aus Scham tötet sich Chrysippos. Laios wird für seine Tat von Pelops verflucht. Was folgt ist die Tragödie der Labdakiden.


 Tragödie Paul Philippe Cret

Langsam, grau, nurmehr Asche oder Staub, an der Rampe entlang, ein Mann:
Ich bin Chrysippos, glaube ich, ich bin mir nicht mehr sicher. es gab eine Tragödie über mich, glaube ich, ich bin mir nicht mehr sicher. Ich bin vergessen, glaube ich.
Im Hintergrund eine lange Reihe Menschen, die sich ihre blutigen Herzen an den Leib schlagen. Wehklagen.

Eine grobe Schätzung nimmt an, dass vom ersten Erscheinen der menschlichen Rasse bis heute circa 108 Billionen Menschen geboren wurden und alle, außer den jetzt Lebenden, demnach auch gestorben sind. 108 Billionen Biographien, eine unvorstellbare Zahl von Tragödien, viele, die meisten ungehört, unerinnert, vergessen.

http://www.livescience.com/18336-human-population-dead-living-infographic.html

Chrysippos ist in der griechischen Mythologie der Sohn von Pelops und Axioche und Halbbruder der Zwillinge Thyestes und Atreus... Laios (Vater des Ödipus), der aus Theben floh, unterrichtet ihn im Wagenlenken und verliebt sich in den Jungen. Laios kehrt nach Theben zurück, um den Thron zu besteigen. Pelops und sein Sohn Chrysippos besuchen ihn in Theben und Laios schändet den Chrysippos. Daraufhin verflucht Pelops Laios, er solle niemals einen Sohn haben oder falls doch, solle dieser ihn umbringen. Chrysippos wurde schließlich von seinen beiden Halbbrüdern Thyestes und Atreus auf Drängen der Hippodameia, die fürchtete, dass er und nicht ihre Söhne Theben erben würden, umgebracht. WIKI

In der verlorenen Tragödie "Chrysippos" des Euripides verübt der von Laios entehrte junge Mann Selbstmord; sein Vater verflucht daraufhin den Schuldigen, er solle durch seinen eigenen Sohn den Tod finden. antiken_myth_de.deacademic.com

Als junger Mann ist Laios Gast des Königs Pelops. Er entführt dessen Sohn Chrysippos und "behandelte" ihn "auf so entwürdigende Weise, dass sich der Knabe, der vor Scham nicht aus noch ein wusste, das Leben nahm." Man kann davon ausgehen, dass sich Laios des Kindes sexuell bediente. Hier führt der Mythos zu allererst ein Verbrechen ein, weil dieses Kind zu Tode kommt. Das ist durchaus bemerkenswert, denn Pädophilie und Päderastie waren im antiken Griechenland ein alltäglicher Vorgang. Ältere Männer befriedigten ihre sexuellen Bedürfnisse in der Regel bei Jungen. (Es ist nahezu ausgeschlossen, dass Freud dieser Hintergrund unbekannt war.)
Pelops verflucht den Laios: Sollte er jemals einen Sohn haben, möge er von diesem getötet werden. Laios wird König von Theben und heiratet Iokaste. Da die Verbindung kinderlos bleibt, befragt Laios das Orakel von Delphi, das dem Gott der Wahrheit und der Reinheit, Apollon, geweiht ist. Die Weissagung des Orakels ist eindeutig: Laios wird Vater werden, aber von der Hand des eigenen Sohnes sterben, weil Zeus ihn für den Tod des Chrysippos strafen will. Hier ist vom Inzest gar keine Rede, sondern das Schicksal des Laios wird als Folge seiner konkreten Schuld verstanden.
 

Alice Miller Die Blendung des Ödipus - oder Der blinde Fleck unserer Kultur

In einer anderen Version ist Chrysippos der Grund des Streits zwischen Laios und seinem Sohn Ödipus, da sie sich beide in den schönen Jüngling verliebt hätten. 

http://www.itgetsbetter.org/ 


1 Kommentar:

  1. Das, was wir heute transgenerationale Weitergabe nennen, das Begreifen, dass es keinen Schlussstrich gibt, dass Leiden, Traumata, Schuld, Verschweigen und Verdrängen in den Familien und in den Gesellschaften weiterwirken - in dem großen Verstrickungsgewebe der antiken Mythologie ist es so klar, so sinnlich fassbar.

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