Dienstag, 14. Juli 2015

Kontraste - 36 Stunden Kultur

Die ganze Kunst zu gefallen, besteht darin, nie von sich selbst zu reden, und die anderen von sich selbst reden zu machen. Jeder weiß das, und alle Welt vergisst es.
Idées et sensations, 1866, mit Jules de Goncourt

Die schöne Helena: Operette in der Komischen Oper

Terminator: Genisys im Sonycenter: 3D im iMax

Richard III: inszeniert von Ostermeier auf Arte

Vielleicht, möglicherweise, unter Umständen, vermutlich habe ich wirklich einen Dachschaden. Ich habe Ferien, und tue was - gehe und gucke Theater.  "Jedes Thierchen will sein Pläsirchen." Und mein Pläsir, nicht mein einziges, Gott sei Dank, aber ein zeitaufwendiges, ist nun einmal das Theater. Diesesmal gab es ein besonders heftiges Kontrastprogramm, und zwischendurch war ich auch noch bei der Zahnprophylaxe.

Offenbach flirrte, hetzte, girrte und traf doch nicht. Zu viel. Zu viele Gags, zu viel lustiger Tanz, zu viel derbe Ironie, zu viel von Vielem. Barrie Kosky hat Kopf und Bauch voll phantastischer musikliebender Kreativität, aber diesesmal hat er zu wenige seiner Lieblinge gekillt, überbordend mag ich, aber dafür muß es halt ein Bord, eine Grenze geben, die übertreten wird.
Wenn die Liebe einbricht in eine Gesellschaft, in der, wie die Brüder Goncourt es beschrieben, man nur glücklich ist, wenn man schläft oder wenn man tanzt (Zitat aus der Kritik der Berliner Zeitung), dann muß sich an dem Punkt, wo wirkliche Leidenschaft auftaucht, doch etwas verändern, der irrlichternde Rausch bedroht durch das anarchistische Gefühl, warum sonst der Trojanische Krieg als Ergebnis dieser banalen "Affaire"? 10 Jahre Schlachten, weil zwei Leute sich verlieben.
Hier war vom ersten Moment an alles und alle so überdreht, dass kein Unterschied zu finden war zwischen vorher und nachher, zwischen ungehemmter Verdrängung und überraschender Liebe. Tolle Bilder, ein paar gute Witze, drei Ohrwürmer und doch blieb ein schaler Geschmack. Nichtsdetotrotz denke ich, dass Kosky momentan der wagemutigste Intendant der Stadt ist.

Terminator: Genisys - zwei Stunden Film als Folie für Schwarzeneggers One-liner. Das erste und für einige Zeit auch letzte Mal 3D im iMax: eine 19 Meter breite Leinwand und das Kino ist zu klein. Diese Technik muß noch besser werden. Unschärfen, angestrengte Augen und sobald die Schnitte schnell wurden, habe ich nur noch Lichter gesehen. Das Mädchen aus Game of Thrones, Emilia Clarke, sieht viel schöner aus mit dunklen Haaren. Im nächsten Terminator wird Matt Smith, der letzthin noch Doktor Who war, sicher der Hauptbösewicht. Es war Quark. Wenn man mit Zeitreisen spielt, muß man es schon ein bisschen intelligenter tun.

Richard III - Ian Mckellen ist immer noch der beste. Robert Beyer als Königin Margaret und Mörder war großartig. Lars Eidinger ist ein faszinierendes Phänomen, schlau, wach, talentiert, alles was man nur wünschen kann, und ich vergesse keine Minute lang, dass er das auch weiß und weiß, dass ich es weiß. Der Bösewicht ist ein ehrlicher Bösewicht, ok, aber, was er will, ist die Krone, und besiegt wird er von mittelmäßigen Politikern. Manche große Schauspieler können nicht verlieren, auch wenn der Text es verlangt, eine Crux.

Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns, vor uns liegen die Mühen der Ebenen. Bertolt Brecht


In der Provinz ist schon Regen eine Zerstreuung.
Idées et sensations, 1866, mit Edmond de Goncourt

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