Freitag, 5. Februar 2016

Schmutziger Donnerstag in Konstanz

DER SCHMUTZIGE DONNERSTAG

Zwei Berliner fahren neun Stunden in den Süden, nach Konstanz, es ist der Beginn der Fastnacht, bald beginnt für Katholiken die Fastenzeit und vorher wird nochmal richtig geschlemmt und gefeiert. Hier sind wir Fremde, irritiert und neugierig. Fast jeder ist verkleidet, aber zwischen den üblichen Piraten, Räubern, Prinzessinen, Vampiren, häßlichen Billigperrücken und hochindividuellen arbeitsintensiven Kostümierungen, tauchen andere beunruhigende Wesen auf, krass, aggressiv, alt. Die Züge grob, haarige Körper, Zähne wie Hauer. Da lebt noch ein Rest von etwas Altem, Ungezügelten. Spannend. 
Ich bin hier um den "Diener zweier Herren" zu inszenieren, Truffaldino, eine Variante des Harlekins, ist die Triebkraft des Stücks. Er hat Hunger, er ist frech, er ist sinnesfreudig, er ist so amoralisch, wie es auch seine Lebensumstände sind, aber da ist noch etwas Anderes, etwas Gefährliches in ihm. Die ursprüngliche Commedia Figur hatte eine Beule auf der Stirn, will da ein Teufelshorn heraus?



DER SCHMUTZIGE DONNERSTAG laut Wiki
Mit dem Schmotzigen Donnerstag (auch Schmotziger Dunschtich, 
Schmotziger Dauschtich, Schmotziga Dorschdich, Dicker Donnerstag, 
Unsinniger Donnerstag, Schmotziga Dauschteg, Gombiger Doschdig, 
Gumpiger Dunschtig, Glombiger Doschdig, Lumpiger Donnerstag 
oder einfach nur Schmotziga, in Südbaden und der Schweiz Schmutzige Dunschtig/Schmutziger Donnerstag) beginnt in der schwäbisch-alemannischen 
Fastnacht die eigentliche Fastnachtszeit. Er fällt auf den Donnerstag vor Aschermittwoch.
In vielen Fastnachtshochburgen werden Umzüge veranstaltet und Straßenfastnachten gefeiert, Kindergartenkinder oder Schüler befreien die Amtsgeschäfte und der Rathausschlüssel wird symbolisch vom Bürgermeister bis zum Fastnachtsdienstag an die Narren übergeben. Vielerorts (besonders im alemannischen Raum) ist der Tag ein gern gesehener Anlass, Fettgebackenes (Fasnetsküechle: Hefegebäck, z. B. Berliner oder Krapfen, aus Brandteig, z. B. Scherben, Nonnenfürzle oder aus Quark-Öl-Teig) 
zu vertilgen. Im Rheinland sind solche Gebäcke auch unter dem Namen Mutzen, 
anderorts auch als Quarkbällchen zu haben.




Blaskapellen an jeder Ecke. Bläser und Trommler. Alt und jung machen zusammen Musik. Ganz in Gold, kunterbunt, in schwarz, man könnte es auch dunkelblau-face nennen. Sie spielen wilde Varianten bekannter Popsongs. Ich hasse Blasmusik, aber hier tanze ich mit. Sie spielen mit Lust und Stolz. Sie spielen ohne Ironie, ohne Bezug zur Marschmusik, fast könnte man es Jazz nennen. Sie und ich haben Spaß.






Armer cooler Kerl, allein mit seinem Telephon.



Abgelegte Maske hinter einem Umzugswagen.



Netter älterer Herr setzte seine Maske auf meine Bitte hin nocheinmal auf. 
Die Augen leuchten elektrisch rot. Ich hab mich erschrocken.





Es ist spät geworden.




Engel im Gespräch.




Dinosaurier im Gespräch






Blueface.

1 Kommentar:

  1. Ho Narro!
    Verdammt, ich hätte Dich warnen sollen...perfektes timing für Deinen ersten Tag in Konstanz! :)
    Andererseits... warum nicht mitten hinein in die vollen...
    Als Ratingerin mit Hellau-Allergie aufgewachsen muss ich allerdings gestehen, dass die Fastnacht mir besser gefällt als der Karneval... die Musik hat weniger Humptata und die alten Masken und Kostüme sind wow!
    Trotzdem ein kleines briefing...
    http://www.konstanz.de/smk/01206/01211/05397/index.html
    (Alle Termine auf einen Blick, zum hingehen oder vermeiden... plus Überblick als PDF-Flyer.)

    Mein letzter Karneval mit Verkleidung ist übrigens 13 Jahre her... ich musste ein Versprechen einlösen und zu einem Veedelszöch in Köln erscheinen. Ich tat dies stilvoll als Hannibal Lecter... und wurde die meiste Zeit an meinen Handschellen vom 5jährigen Neffen einer Bekannten herumgeführt.
    Allerdings war er fürsorglich und packte ab und an ein paar Bonbons aus... um sie durch die Mundgitter meiner Maske zu wursteln. :)

    AntwortenLöschen