Mittwoch, 14. September 2016

Theater hat auch einen gewöhnlichen Probentag

Welcome, Gutentag, Bienvenue - Verehrter Herr Heinrich von Kleist! 
Heil dir, du Siegerinn! Überwinderinn! 
Des Rosenfestes Königinn! Triumph dir! 
Penthesilea!

Bronze Statuette der Amazonen Königin Penthesilea, die von Achilles getötet wird 
Ny Carlsberg Glyptotek, Copenhagen

Betrachtung über jeden Probenbeginn:

In einer neuen Produktion treffen völlig Fremde aufeinander und, im diesem besten Falle, auf einen wahren Dichter. 

Einige kennen sich aus vorherigen Arbeiten, einige glauben, sich zu kennen, die restlichen stoßen aufeinander, unbekannt & Überraschungen, solche oder solche, versprechend. 

Etwas, das die schon bekannt geglaubten, unter guten Bedingungen, allerdings auch bieten können.

Einer/Eine tritt an mit perfekt studiertem Text und muß sich nun unter größten Anstrengungen aus den Fesseln dieser ersten, unwahren Sicherheit befreien. Betonungen, einmal trainiert, bestehen auf Wiederholung, Melodien übermächtigen neue Gedanken. Das Mysterium verweigert (zunächst) den Zugang.

Einer/Eine schwimmt, paddelt, hechelt durch halberinnerte Wortfetzen, verheddert sich, verhakelt sich und schwitzt. Das Gesicht rot, die Beine schwer, die Arme unnütz. Alle denkbaren Möglichkeiten auf einmal, verhindern (erstmal) jegliche Entscheidung.

Einer/ Eine tastet, unterspielt, tändelt und ahnt, dass da noch Gewaltiges auf ihn zukommt. Das Vorspiel als Schutzschild und Möglichkeit der Annäherung. Irgendwann wird der große Sprung unvermeidlich werden. "Der Sprung macht die Erfahrung, nicht der Schritt." (H. Müller) 

Dazwischen ich, ein Gemisch aus ihnen allen, mit meinem Plan, einem Plan, der sich jederzeit als unpassend, unrealisierbar erweisen kann. 

Ja, mach nur einen Plan!
Sei nur ein großes Licht!
Und mach dann noch’nen zweiten Plan
Gehn tun sie beide nicht.


b.b. 

Ich fürchte und ich liebe es. 


P.S. Albtraum.
Eine/Eine, die unangenehmen Ausnahme, bieten wenig, erwarten nichts. Pflichtübung. Dienst. Wenn begabt, wird er/sie sich irgendwie eintakten, wenn nicht, ist er/sie der Dorn in Auge, Ohr und Herz. Dressur ist nötig und schmerzhaft.

3 Kommentare:

  1. Ich finde, der Probenbeginn ist wie ein Stückchen Kuchen vor dem man gerade Platz genommen hat. Dabei gilt, dass man sich auf manche Kuchen besonders freut, weil man sehr sicher ist, dass sie sehr sehr lecker werden.
    Bei einigen anderen Kuchen denkt man sich: okay, du bist nicht mein Allerlieblingskuchen, aber Du bist Kuchen... was ja per se etwas ist, dass man sehr gerne auf seinem Teller sieht.
    In höchst höchst seltenen Fällen hat man bereits mit einer Magenverstimmung vor dem Teller Platz genommen. Meistens schlägt einem dann Rolle, Stück oder Regie auf den Magen. Und dann denkt man: also gut Kuchen, dich kriege ich auch noch verdaut!
    Aus eigener Erfahrung kann ich aber sagen, dass ich ausgesprochen selten eine Magenverstimmung habe... und deswegen stets gerne am Tisch Platz nehme, mit der Aussicht den Kuchen zu verspeisen.

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  2. Ja und jeder ißt den ersten Bissen anders, einer schlingt, einer knuspert, einer leckt. Aber Hauptsache ist, dass alle Kuchen mögen. Da nimmt auch mal etwas Bauchzwicken in Kauf.

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  3. Dafür gibt es ja schließlich den Dessertmagen:

    https://pbs.twimg.com/media/CsSuBHWUsAE8DLE.jpg

    (Etwas unwissenschaftlich... würde mir aber manches über mich selbst erklären!)

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