Mittwoch, 24. Mai 2017

Heiner Geißler CDU - Ein Mann, der dazulernt.

Ich gehöre keiner Partei an und gerate vor jeder anstehenden Wahl in einen Zustand akuter Verzweiflung, wenn ich mich wieder entscheiden soll, wen ich wähle. Nicht wählen zu gehen, ist ausgeschlossen, nachdem ich meine ersten dreissig Jahre in einer Diktatur ohne jede echte Wahlmöglichkeit zugebracht habe. Die Linke verbietet sich von selbst, solange sie die personellen und finanziellen, und damit ideologischen Reste der SED schützt und nutzt. Die Grünen? Ohne Vision, mehr und mehr lachhaft. Die FDP? Nö. Die SPD? Leider, leider nicht mehr. Schulz ist nur Kosmetik. Die AfD, NPD? Würg, kotz, brech. Die CDU/CSU geht gar nicht. Ich wähle zwischen Regen und Traufe, uninspiriert und widerwillig. Aber ich wähle, solang ich wählen kann.

Die früher erfolgreiche und richtige Parole Freiheit statt Sozialismus muß heute ersetzt werden durch: Solidarität statt Kapitalismus.
Heiner Geißler

 
Uns wenn ich auch nie der CDU/CSU meine eine Stimme geben werde, gibt es da bei mir eine überraschende private Zuneigung.

In jeder Sekunde werden auf der Welt Tausende von Menschen getötet, gefoltert und vergewaltigt. Wenn die Schreie dieser Menschen auf einmal zu hören wären, dann wäre dieser Schrei so furchtbar, dass er alles Leben auslöschen würde.
Heiner Geißler  
Zuerst aufgefallen ist er mir, wegen seiner tiefen senkrechten Wangenfalten, solche mag ich, und er hatte kluge Augen und ein Versprechen von Ernsthaftigkeit in der Stimme. Aber der Mann war CDU-Generalsekretär!
Das findet man selten, einen Politiker, der sich bemüht, glaubwürdig zu bleiben, Meinungen vertritt, auch mir unangenehme Meinungen, aber nicht auf ihnen beharrt, sie nicht wiederkäut bis zum jüngsten Tag, sondern Erfahrungen macht und sich und dann seine Haltung verändert. Der nach 'links' driftet, nicht aus taktischen Gründen oder Ideologie, sondern, weil er den realen Zustand der Welt nicht zu ignorieren vermag.

Frage: Die Frage nach der Gerechtigkeit Gottes ist uralt. Schon vor Jahrhunderten haben sich Theologen mit der Theodizee-Frage auseinandergesetzt. 
Heiner Geißler: Und doch erlebt jede Generation diesen Skandal neu.Die christliche Theologie weiß eine schöne Antwort: Gott hat sich in der Person des Jesus mit den Menschen total solidarisiert und sie dadurch erlöst und befreit. Aber was ist das für ein Gott, der uns auf der Frage sitzen lässt, warum er Schmerz und Leid überhaupt ermöglicht hat – nur um uns hinterher mit dem komplizierten Manöver eines von einer Jungfrau geborenen Sohnes davon wieder zu befreien?

http://www.zeit.de/2017/14/heiner-geissler-glauben-alter-interview 

Frage: Viele Theologen argumentieren mit dem freien Willen des Menschen.


Geißler: Das ist die blasphemischste Erfindung der Theologie, um das Elend dieser Welt zu erklären: Gott will von den Menschen geliebt werden und hat ihnen dafür den freien Willen gegeben. Was ist das für ein Gott, der in Kauf nimmt, dass es Auschwitz und Pol Pot gibt, damit er geliebt werden kann?

Der zitierte PSALM 118:

Dankt dem Herrn, denn er ist gütig, ja, seine Gnade währt ewiglich!
So soll denn Israel sprechen: Ja, seine Gnade währt ewiglich!
So soll denn das Haus Aaron sprechen: Ja, seine Gnade währt ewiglich!
So sollen denn, die den Herrn fürchten, sprechen: Ja, seine Gnade währt ewiglich!
Ich rief zum Herrn in meiner Not, der Herr antwortete mir und befreite mich. Der Herr ist für mich, ich fürchte mich nicht; was kann ein Mensch mir antun? Der Herr ist für mich, er kommt mir zu Hilfe, und ich werde meine Lust sehen an denen, die mich hassen. Besser ist's, bei dem Herrn Schutz zu suchen, als sich auf Menschen zu verlassen; besser ist's, bei dem Herrn Schutz zu suchen, als sich auf Fürsten zu verlassen! Alle Heiden haben mich umringt; im Namen des Herrn schlage ich sie! Sie haben mich umringt, ja, sie haben mich umringt; im Namen des Herrn schlage ich sie. Sie haben mich umringt wie Bienen; sie sind erloschen wie ein Dornenfeuer; im Namen des Herrn schlage ich sie. 
Du hast mich hart gestoßen, daß ich fallen sollte; aber der Herr half mir. Der Herr ist meine Stärke und mein Lied, und er wurde mir zum Heil. Stimmen des Jubels und des Heils ertönen in den Zelten der Gerechten: Die Rechte des Herrn hat den Sieg errungen! Die Rechte des Herrn ist erhöht, die Rechte des Herrn hat den Sieg errungen! Ich werde nicht sterben, sondern leben und die Taten des Herrn verkünden.
Der Herr hat mich wohl hart gezüchtigt; aber dem Tod hat er mich nicht preisgegeben.
Tut mir auf die Tore der Gerechtigkeit, daß ich durch sie einziehe und den Herrn preise!
Dies ist das Tor des Herrn; die Gerechten werden durch es eingehen.
Ich danke dir, denn du hast mich erhört und wurdest mein Heil!
Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden;
vom Herrn ist das geschehen; es ist wunderbar in unseren Augen!
Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat; wir wollen uns freuen und fröhlich sein in ihm!
Ach, Herr, hilf! Ach, Herr, laß wohl gelingen!
Gepriesen sei der, welcher kommt im Namen des Herrn! Wir segnen euch vom Haus des Herrn aus.
Der Herr ist Gott, er hat uns Licht gegeben. Bindet das Festopfer mit Stricken an die Hörner des Altars!
Du bist mein Gott, ich will dich preisen! Mein Gott, ich will dich erheben!
Dankt dem Herrn, denn er ist gütig, ja, seine Gnade währt ewiglich! 



WIKI - Heiner Geißler

3 Kommentare:

  1. Ötti schrieb: In einer Sendung gestern zum Kirchentag in Berlin.
    Reporterin im Gewimmel: Warum sind Sie gekommen?
    Strahlende Frau: Wir wollen Gott loben. Die Welt ist so schrecklich.

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  2. Ich werde es den Grünen nie verzeihen, daß sie damals gemeinsam mit Schröder Hartz IV eingeführt haben. Schröder hat damit übrigens die SPD ruiniert. Keine Ahnung, ob sie sich davon jemals wieder erholen wird.
    Aber die Grünen sind die einzige Partei, die die Umwelt und die Zukunft des Planeten zentral in ihrem Programm haben. Es gibt kein wichtigeres Thema. Alles andere hängt davon ab. Das ist der Grund, warum ich sie auch wieder wählen werde.

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  3. Ich glaube, alle gesellschaftskritischen und politisch interessierten Menschen haben dieser Tage bei einer Bundestagswahl das gleiche Problem. Das Privileg und die Pflicht zu wählen stehen ausser Frage - aber es mit herzlicher Überzeugung zu tun fällt schwer. Es ist mehr die Wahl des geringeren Übels. Die Suche nach dem, was man ideologisch noch am meisten vor sich selbst rechtfertigen kann... wider den Widersprüchen, die man trotzdem in seiner Wahl auch ausmacht und herunterschluckt... weil es eben die am wenigsten bitterste Pille ist.
    Manchmal ist der einzige Weg herauszufinden was man will herauszufinden, was man auf keinen Fall will. Das Ergebnis ist dann nie ideal... aber das einzig mögliche.
    Schon Sherlock Holmes hat das, im Prinzip, so gehandhabt.

    Ich fand Geißler übrigens stets entsetzlich unsympathisch. Bis ich mir, etwas wahnhaft, die Übertragungen der Stuttgart 21 - Verhandlungen bei Phönix angesehen habe... nahezu alle. Er war als Mittler eingesetzt... und dieser Aufgabe erfüllte er bemerkenswert souverän.
    Das hat mich überrascht. Und ich war sehr angetan.
    Aber das Problem an überzeugenden Politiker*innen ist... sie machen ihre Partei nicht aus. Sie reichen mir nicht für eine Wahlentscheidung... ich hätte früher sonst CDU wählen müssen. Richard von Weizsäcker hat mich in meiner Jugend sehr beeindruckt. Deswegen gehe ich mehr nach dem Parteiprogramm als nach Persönlichkeiten. Nicht, dass ich daran glaube, dass sie vollständig erfüllt würden... aber an ihnen werden Parteien gemessen, die werden ihnen vorgehalten.

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