Freitag, 2. Februar 2018

Jüdische Frauen schreiben manchmal gute Bücher

Durch ein Zusammentreffen nicht erklärbarer Umstände lese ich zeitgleich drei Bücher von jüdischen Autorinnen. "Untergetaucht" von Marie Jalowicz Simon, "Unorthodox"  von Deborah Feldman und, gerade fertig gelesen, "Die Gabe" von Naomi Aderman. Jeder Text auf seine Art heftig und konsequent. 

"Untergetaucht" von Marie Jalowicz Simon

Eine junge bürgerliche zwanzigjährige Jüdin in Berlin im Jahr 1942: der Vater stirbt, ihre Bekannten und Verwandten erhalten ihre Deportationsbefehle, sie taucht unter, drei lange Jahre wird sie alles tun, um nicht gefangen zu werden. Alles, das liest sich leicht und lebt sich schwer. Ihr Überlebenswille ist bewunderungswürdig und, aus der sicheren Position des Nichtbedrohten, erschütternd fragwürdig. Nach der Befreiung bekommt sie eine Wohnung zugewiesen, schleppt ihre wenigen Habseligkeiten in einem Leiterwagen durch Berlin und schläft, das erste Mal in Jahren, erschöpft und in Sicherheit auf den Boden ihrer Küche ein.

"Unorthodox" von Deborah Feldman

Deborah wächst in einer ultraorthodoxen Satmar-Gemeinde in Williamsburg in New York auf. Ihr Rabbi sagt, dass der Holocaust Gottes Strafe für den nachlässigen Umgang der Gemeinde mit den jüdischen Lebensregeln war. Nur ein gottzugewandtes, die moderne Welt verneinende Leben böte Rettung, selbst Englisch zu sprechen, oder in Deborahs Fall, zu lesen, erzürnt Gott. Deborah tut ihr Bestes und kann doch nicht genügen. 
Amazon sagt: Deborah Feldman führt uns bis an die Grenzen des Erträglichen, wenn sie von der strikten Unterwerfung unter die strengen Lebensgesetze erzählt, von Ausgrenzung, Armut, von der Unterdrückung der Frau, von ihrer Zwangsehe. Sie erzählt, wie sie den beispiellosen Mut und die ungeheure Kraft zum Verlassen der Gemeinde findet – um ihrem Sohn ein Leben in Freiheit zu ermöglichen.
  
Die eine erträgt Unfassbares, um zu überleben und die andere bezahlt für dieses Überleben einen hohen Preis. Schuld auf sich laden, Schuld abtragen, die eigentlich Schuldigen, kommen nur am Rande vor.

Und dann: 

"Die Gabe" von Naomi Aderman

Bei Amazon heißt es: Es sind scheinbar gewöhnliche Alltagsszenen: ein nigerianisches Mädchen am Pool. Die Tochter einer Londoner Gangsterfamilie. Eine US-amerikanische Politikerin. Sie alle verbindet ein Geheimnis: Von heute auf morgen haben Frauen weltweit die Gabe (Macht) – sie können mit ihren Händen elektrische Stromstöße aussenden. Ein Ereignis, das die Machtverhältnisse und das Zusammenleben aller Menschen unaufhaltsam, unwiederbringlich und auf schmerzvolle Weise verändern wird.

Ein englischer Frauen-Sci-Fi-Roman der ungewöhnlichen Art. Im Original heißt er "Die Macht", im Deutschen "Die Gabe", Gott gebe mir Geduld mit hilfreichen Übersetzungen.

Fünfzehnjährige Mädchen können plötzlich durch das Erwachen eines stillgelegten Organs elektrische Stromstöße aussenden, sie sind von einem Tag auf den anderen unerhörterweise physisch stärker als Männer. Durch innigen körperlichen Kontakt können sie diese Fähigkeit auch in ihren Müttern erwecken. Die grundsätzliche Konstellation von starkem und schwachem Geschlecht gerät ins Wanken. Der englische Titel "Die Macht" trifft es viel genauer. Was passiert nun? Ein Briefwechsel, 5000 Jahre später diskutiert die Möglichkeit einer friedlicheren Gesellschaft, wenn Männer ihren friedvolleren, sanfteren Einfluss geltend machen könnten.
Opfer und Täter Profile werden durcheinandergeschüttelt. Wütende Frauen vergewaltigen Männer mit Hilfe von elektrischen Stößen erzeugter Willigkeit. Ist es nur Macht, die uns, egal welchen Geschlechts, korrumpiert? Wir schauen gern auf uns, die Frauen, als das 'schwächere', aber eben auch bessere Geschlecht. Was geschähe, wenn wir 'stärker' wären? 

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