Freitag, 13. April 2018

Chris Dercon oder die Volksseele

Die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz war immer ein schwierig zu bespielendes Theater. Seit ich sie besuche, circa 1975, hatte sie goldene und übelst blecherne Zeiten, beides auch unter der Intendanz von Castorf. 

Heute ist Chris Dercon von seiner Intendanz zurückgetreten und auf Facebook empören sich Mitmenschen über das gemeine, provinzielle Berlin, dass ihm sein Amt so schwer, gar unmöglich gemacht hat.

Fakten gefällig? 

Ein inkompetenter Kultursenator, Tim Renner, Musikproduzent und Journalist, fand es passend, einen erfolgreichen Kunstkurator als Nachfolger des von ihm gekündigten Frank Castorf einzusetzen. Ein Berliner Bürgermeister namens Müller ließ ihn gewähren.

Teile der Berliner Szene revoltierten. Manche, weil sie meinten, Frank hätte bleiben sollen bis er selber aufhören wollte. Nicht meine Meinung. Andere, weil die Herausnahme des Rosa-Luxemburg-Platzes aus dem Theaternamen sie ärgerte. Da bin ich dabei. Manche von beiden Gruppen und andere, weil sie den vorgelegten Spielplan unüberraschend und altbacken fanden. Ich stimme zu. 

Ein neuer Kultursenator, Herr Lederer, war mit der Lage unzufrieden, aber sah scheinbar keine Möglichkeit für eine produktive Intervention.

Der Kurator tat, was er konnte, er kuratierte. Und er gab Interviews, bei denen sein Imageberater wahrscheinlich unter Magenkrämpfen kollabierte. "Berlin ist zu laut" und "Berlin Mitte ist öde". Es ist ein Teil ders Jobs eines Intendanten sein Haus in einer Stadt zu platzieren. Es ist seine Aufgabe zu erreichen, dass man dahin gehen will. Sicher waren viele a priori gegen ihn und einige schossen dabei weit übers Ziel hinaus, in Wort und Tat. Aber, man, das hätte er ja auch zur coolsten Werbekampagne aller Zeiten verarbeiten können, oder?

Proteste fanden statt. Manche rührend, manche ungelenk, andere blöd. Die ersten Premieren fanden statt. Die Premieren waren ziemlich erfolglos. Die Zuschauerzahlen sanken. 

Dercon schwieg zwischen seinen ungelenken Interviews und wurde dabei immer feinsinniger und seine rechte Hand, Frau Piepenbrock schwurbelte Dramaturgisches.

Fakten. Jemand, der nichts von Theater versteht, hat versucht, ein Theater zu leiten und ist damit gescheitert. Sein Scheitern ist für Berlin recht teuer.

Berlin ist provinziell, Berlin ist unfein, Berlin gefällt sich im Hass, Berlin ist out. All das habe ich heute gelesen.

Aber Fakt ist auch: Chris Dercon war ein schlechter Intendant.

4 Kommentare:

  1. http://www.deutschlandfunkkultur.de/stimmen-zu-dercons-rueckzug-von-der-berliner-volksbuehne.2156.de.html?dram:article_id=415531

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  2. http://www.sueddeutsche.de/kultur/der-fall-chris-dercon-chronik-eines-erwartbaren-scheiterns-1.3942895

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  3. Die Frau heißt aber Piekenbrock! ;)

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